Fairer Handel
FAIRER HANDEL IST…
... eine Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt beruht und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt.
Durch bessere Handelsbedingungen und die Sicherung sozialer Rechte für benachteiligte Produzent*innen und Arbeiter*innen – insbesondere in den Ländern des Südens – leistet der Faire Handel einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung.
Fair-Handels-Organisationen engagieren sich (gemeinsam mit Verbraucher*innen) für die Unterstützung der Produzent*innen, die Bewusstseinsbildung sowie die Kampagnenarbeit zur Veränderung der Regeln und der Praxis des konventionellen Welthandels.
Auf diese Definition haben sich 2001 die wichtigsten globalen Fairhandels-Organisationen geeinigt,
FINE-Definition des Fairen Handels , FLO/IFAT/NEWS/EFTA.
NEPALAYA als Fairhandels-Importeur verfolgt bei seiner Arbeit die 10 Grundsätze des Fairen Haldels, wie sie von der World Fair Trade Organization (WFTO) festgelegt werden:
Nepal: Gewaltige Berge, strahlende Menschen, tiefverwurzelte Tradition. Nepal ist beeindruckend! Nepal ist das durchschnittlich höchste Land der Erde – doch auch eines der ärmsten weltweit.
Unterhalb der „Wasserlinie“. Nepal ist ein Land von unglaublicher Vielfalt: Die Landschaften erstrecken sich von 70 Metern über dem Meeresspiegel in der Nähe der Gangestiefebene bis zum höchsten Gipfel der Erde mit 8848 Metern. In Nepal leben über 100 verschiedene ethnische Bevölkerungsgruppen mit noch viel mehr Sprachen und Dialekten. Auch heute noch prägend für Nepals Gesellschaft ist allerdings das – offiziell schon seit 1963 wegen Diskriminierung verbotene – hinduistische Kastenwesen. Jeder Mensch hat darin seinen festen Platz, unverrückbar, ein Leben lang. Unterhalb der „Wasserlinie“ stehen die Kastenlosen, die sogenannten „Unberührbaren“. Mitglieder der „reinen“ Kasten dürfen von ihnen weder Wasser noch gekochte Speisen annehmen.
NEPALAYA wurde 2006 gegründet. Basu als gebürtiger Nepalese weiß um die Nöte seiner Landsleute. Seit 2002 ist Basu in Deutschland und hat das Land und die Leute lieben und schätzen gelernt. Daraus entstand die Idee zu NEPALAYA: die Kulturen beider Heimatländer auf wertschätzende Weise zu verbinden und den Austausch zu fördern. Dazu wollte er seine Erfahrungen im Textilbereich in Nepal nutzen: Schon als Student führte er einen eigenen Kleiderladen. In Deutschland angekommen, importierte er zunächst edle Kashmirschals, dann Klangschalen und später die für NEPALAYA lange Zeit typische Nepal- und Hippiemode. Inzwischen umfasst die Produktpalette neben modern designter Kleidung und Klangschalen eine bunte Vielfalt an Filzartikeln, Upcycle-Produkten und modischen Accessoires wie Taschen und Schals (Kashmir, Sari, Filz, Hanf, …).
Berühren lassen. Nach und nach entwickelten Basu und sein Neffe, Nabin Prakash Tiwari, das Projekt einer fairen familieneigenen Manufaktur – mit der Idee, Menschen eine Arbeit zu bieten, die in der nepalesischen Gesellschaft kaum eine Chance haben. 2009 war es dann soweit, und Nabin leitet seither die im Kathmandutal gelegene Manufaktur Nepalaya Craft nach den Kriterien des Fairen Handels. Das heißt: NEPALAYA verkauft zu 100 % Fair-Trade-Produkte. In der Manufaktur steht – neben fairer Entlohnung – der gegenseitige Respekt ohne Diskriminierung an oberster Stelle.
Hier arbeiten ca. 20 Männer und Frauen verschiedener religiöser und sozialer Zugehörigkeit miteinander: Buddhist*
innen, Muslim*innen, Christ*innen, Hindu, darunter Mitglieder der Kaste der sogenannten „Unberührbaren“. Bei NEPALAYA arbeiten und feiern immer alle gemeinsam in einem Raum und an einem Tisch. Alle bekommen einen fairen Lohn, der deutlich über dem nationalen Durchschnitt liegt und den Lebensunterhalt der Familien sichern soll. Daher gehören zum Lohn auch Zusatzleistungen wie Kranken- und Unfallversicherung und Altersvorsorge und bezahlter Urlaub.
Um alle Religionen zu respektieren, ist die Arbeitswoche flexibel gestaltet. Muslima und Muslime nehmen den Freitag frei, alle anderen den Samstag. Gebetszeiten und Rituale werden respektiert.
Frauen fördern und stärken. Aus- und Weiterbildung ist für alle Arbeitnehmer wichtig, ganz besonders gilt dies aber für die Mitarbeiterinnen. Qualifizierung bedeutet, im Arbeitsleben Verantwortung zu übernehmen und aus der traditionellen Rolle der hierarchischen Unterordnung herauszutreten – ein besonders für Frauen wichtiger Schritt. Zudem erhöht gute Qualifizierung auch die Chancen auf dem Arbeitsmarkt außerhalb von Nepalaya Craft. Um der Lebenswirklichkeit von Frauen gerecht zu werden, wird ihnen aber auch die Möglichkeit zur Heimarbeit eingeräumt, vor allem im Filz- und Strickbereich. So haben Frauen in den ländlichen Gebieten die Möglichkeit, finanziell einen eigenen Beitrag zur Familie zu leisten, was ihnen sowohl in ihrem Selbstbewusstsein als auch in ihrem Status innerhalb der Familie zugutekommt – und das, ohne in die Stadt ziehen zu müssen.
Schule statt Kinderarbeit. Bei Nepalaya Craft werden keine Kinder beschäftigt. Im Gegenteil: für die Kinder der Familien wird das Schulgeld bezahlt. Nur gute Bildung bietet den Kindern die Chance auf Zukunft, auf soziale Anerkennung und einen Ausbruch aus der Armutsspirale.
Darum endet Faires Handeln auch nicht an der Unternehmenspforte: Basu engagiert sich auch im Verein PALA und kooperiert mit anderen Hilfsprojekten (Ganesh Nepalhilfe, Himalayahilfe, Jaya) im Bildungsbereich und in der medizinischen Nothilfe, um z. B. das Lehrerinnengehalt der örtlichen Schule zu finanzieren und für eine rollstuhlgerechte Ausstattung zu sorgen. Möchtet Ihr als Weltladen hier unterstützend tätig werden? Dann wendet euch gern an Basu! Viele von Euch haben z. B. die für die sofort umgesetzte Aktion „medizische Schutzanzüge“ gespendet. Vielen Dank dafür im Namen von PALA e. V.!
Kleider – Fair, bio & regional: NEPALAYA verkauft zu 100 % Fair-
Trade-Produkte, in erster Linie an Weltläden und Faire Boutiquen. Zur Produktionsauslastung werden auch Aufträge aus konventionellem Handel angenommen, aber die fairen Produktionsstandards bleiben immer gleich hoch. 90 % der bei Nepalaya Craft verwendeten Baumwollstoffe sind in Bio-Qualität, die meisten davon GOTS-zertifiziert aus Indien. GOTS (Global Organic Textile Standard) ist der weltweit führende Standard für die Verarbeitung von Textilien aus biologisch erzeugten Naturfasern. Um aber auch den heimischen Markt zu stärken, beziehen wir daneben Stoffe aus Nepal, allerdings werden dort keine oder nur wenige Stoffe in Bio-Qualität angeboten.
Leder – schonend & natürlich: Wasserbüffel aus den Midland-Gebirgs-regionen liefern das Leder für die Taschen von NEPALAYA. Im Gegensatz zu Kühen werden die Wasserbüffel nicht als heilig verehrt. Das Büffelleder wird von den Bauern auf Mensch und Umwelt schonende Weise mit natürlichen Materialien gegerbt.
NO MULESING! Da die in Nepal produzierte Schafwolle nicht einmal den heimischen Bedarf decken kann, verwenden wir – wie alle Fairhandelsimporteure in Nepal – für unsere Strickwaren Wolle aus Neuseeland. Yakwolle ist ein exklusives Produkt mit eigener Tradition und Verarbeitungswesen und gehört deswegen nicht zu unserer Produktpalette. In Neuseeland ist das sogenannte Mulesing verboten: Dabei werden den Tieren die Hautfalten am Hinterteil entfernt, um einen Befall mit Fliegenmaden zu vermeiden – ohne Betäubung. Trotzdem sind sowohl Schafhaltung als auch -Transport weltweit problematisch. NEPALAYA arbeitet daher daran, hier noch bessere Lösungen zu finden.
Recycling, Upcycling & Upgrading: In Nepal ganz selbstverständlich! So wie Materialsammlung und Stoffe-Wiederverwendung zum nepalesischen Alltag gehören, handelt auch Nepalaya Craft ganz natürlich nachhaltig. Die wirklich nicht mehr verwertbaren Reststoffe gehen an Stoffsammler, die daraus Matratzen herstellen, Regenwasser wird in einem großen Tank aufgefangen und für die Spülung eingesetzt, um nur einige Beispiele zu nennen. Seit 2008 setzt NEPALAYA das Nachhaltigkeits-Prinzip auch bei der Produktgestaltung ein: angefangen damals mit den klassischen Jutetaschen, später Reissäcke, abgelegte Saristoffe – nichts, was man nicht zu neuen tollen Produkten umformen könnte. Praktische Wäschesäcke, knitterfreie Einkaufstaschen, wunderschöne Sarikleider, wärmende Loops, trendige Beutel und und und …
Wenn bei NEPALAYA Farbe ins Spiel kommt, dann garantiert und unabhängig geprüft AZO-frei, mit regelmäßigen Gesundheits-Kontrollen in Nepal und in Deutschland.
Design made in Germany & Kunst made in Nepal: Bei der Kleidung arbeiten wir mit Designer*innen zusammen, die den Geschmack und die Wünsche europäischer Kundschaft kennen und verstehen. So erreichen wir hohe Absatzzahlen und damit eine hohe Produktionsauslastung in der Manufaktur in Nepal. Gleichzeitig schätzen wir – wie viele Liebhaber in Deutschland – nepalesische Kunst und Traditionen. Daher haben wir natürlich auch traditionell nepalesische Produkte im Programm: neben den wundervollen Klangschalen zum Beispiel unsere Sari-Upcycle-Schals und allen voran die beliebten Gheri-Taschen, für die von den Handarbeiter*
innen in Nepal immer wieder neue Muster kreiert werden. Traditionen schaffen
wunderschöne Unikate!
Filz, Filz, Filz: Im Fairen Nepal-Handel wird Filzen groß geschrieben. Dank der unglaublichen Kreativität und Geschicklichkeit der Filzerinnen können wir immer wieder neue tolle Produkte anbieten – unser Eierwärmerzoo ist legendär und bekommt immer wieder Zuwachs, die Taschenapplikationen werden immer ausgefeilter. Coronabedingte Produktionspausen hat Nabin genutzt, um den Filzbereich weiter zu modernisieren, die Werkstätte zu vergrößern und die beiden WFTO-zertifizierten Filzpartnerprojekte immer wieder zu besuchen und zu unterstützen. Damit unser Zoo in Bötzingen bald wieder neue Freunde begrüßen kann!
